Dienstag, 26. April 2016

US-Vorwahlen: New York, New York

Knapp daneben: Kein Kopf-an-Kopf-Rennen.
New York ist Clinton Country. Die ehemalige Außenministerin hat die dortigen demokratischen Vorwahlen am vergangenen Dienstag haushoch gewonnen. Ausgerechnet Clinton County ist hingegen Sanders Country. In diesem ländlichen Teil des Empire States gewann der Senator aus Vermont mit 73,5 Prozent der Stimmen. Der Staat New York ist eben viel größer als New York City. In seiner Verschiedenheit ist er ein Spiegelbild der bisherigen demokratischen Vorwahlen. Auch hier gewinnt Sanders im weißen, ländlichen Amerika, während Clinton die urbanen und bunten Wahlkreise für sich entscheidet. 

Schaut man sich die Ergebnisse im Staat New York an, sind die Countys in der Fläche zwar fast komplett an Bernie Sanders gegangen, aber genutzt hat es ihm nichts. Denn während ihm im besagten Clinton County 4.301 Stimmen für einen klaren Sieg reichten, ging er in den großstädtischen Wahlbezirken, wie in County New York, gnadenlos unter. Dort, im Herzen Manhattans, gewann Hillary Clinton fast doppelt so viele Stimmen wie Sanders: Stolze 177.496.

Die große Differenz zwischen Fläche und Ballungszentren hatte Dienstagnacht offenbar auch die Tagesschau verwirrt. Per Pushmitteilung meldete sie ein Kopf-an-Kopf-Rennen, während amerikanische Medien wie Politico am nächsten Morgen titelten: Clinton versenkt Sanders.

In der Tat dürfte Sanders die Niederlage am Hudson besonders schmerzen. In den vergangenen Wochen hatte er sieben von acht Vorwahlen für sich entschieden und ist in landesweiten Umfragen bis auf zwei Prozentpunkte an Clinton herangerückt. Bei den Delegierten zieht ihm Clinton nun durch ihre Siege in den großen Vorwahlstaaten aber beinahe uneinholbar davon. Am Ende entscheidet die Mathematik. 

Mathematisch gescheitert ist seit der New Yorker Vorwahl auch ein Republikaner: Ted Cruz, der zuletzt Utah, Wisconsin und Colorado für sich entscheiden konnte, ging als Dritter bei der Delegiertenvergabe leer aus. Selbst wenn er in den kommenden Wochen alle noch zu vergebenden Delegiertenstimmen holt, kann er die für die Nominierung nötige Anzahl von 1.237 nicht mehr erreichen. Seine Kampagne wird trotzdem weitergehen.

Cruz kämpft nun aber nicht länger für seine eigene Mehrheit, sondern gegen eine für Trump. Die gleiche Strategie verfolgt bereits seit Wochen John Kasich, der am Dienstag immerhin drei Delegierte für sich gewinnen konnte. Er schlug Trump ausgerechnet in dessen Nachbarschaft: New York County ging an Kasich.

Das gemeinsame Ziel der beiden letzten verbliebenen Verfolger hat sich nun in einem konkreten Bündnis manifestiert: Während Kasich seinem Rivalen Cruz bei der wichtigen Vorwahl in Indiana den Vortritt lassen möchte, wird dieser Kasich in Oregon und New Mexico unterstützen. Ob dieses Zweckbündnis wirkt, bleibt hingegen abzuwarten. Es gibt die Befürchtung, dass diese zusätzliche Polarisierung eigentlich nur Donald Trump nützt.

Bei den heutigen Vorwahlen in Connecticut, Delaware, Maryland, Pennsylvania und Rhode Island gilt die Abmachung zwischen Cruz und Kasich zudem noch nicht. Es wird jedoch spannend sein, zu sehen, ob die Wähler bereits darauf reagieren.

tl;dr: Clinton und Trump haben die Vorwahlen in New York gewonnen. Was das für das Rennen um die Präsidentschaftskandidaturen bedeutet und wie es nun weitergeht.