Montag, 29. Februar 2016

Super Tuesday vor der Tür

Wahlkampf im House of Pancakes.
Mit der Primary der Demokraten endeten am Wochenende die Vorwahlen in South Carolina und Nevada, die vor einer Woche mit der republikanischen Vorwahl begonnen hatten. Es waren die dritte und vierte Vorentscheidung auf dem Weg zur Nominierung der Präsidentschaftskandidaten. Beide Vorwahlen konnten Hillary Clinton und Donald Trump für sich entscheiden.

Beide gehen deshalb mit Momentum, also besonderem Schwung, in den wichtigen Super Tuesday. An diesem Dienstag, dem 1. März, wählen beide Parteien in Alabama, Arkansas, Georgia, Massachusetts, Minnesota, Oklahoma, Tennessee, Texas, Vermont und Virginia. Bei den Republikaner stehen zudem Vorwahlen in Alaska, bei den Demokraten die in Colorado an. Bisher hat dieser Tag immer für eine Vorentscheidung gesorgt, auch wenn in diesem Monat noch ein weiterer Superwahltag ansteht: Am 15. März wählen Illinois, Missouri, North Carolina und die beiden für Präsidentschaftswahlen wichtigen Staaten Ohio und Florida. Während es so aussieht, dass das republikanische Rennen noch mindestens bis zum 15. März weitergehen wird, könnte das der Demokraten bereits an diesem Dienstag enden. 

Hillary Clinton hat nach ihrem überraschend knappen Sieg in Iowa und der Niederlage in New Hampshire alles richtig gemacht: Sie hat vor dem Caucus in Nevada tiefgestapelt. Anhand der schrumpfenden Umfragewerte hat sie so getan, als ob eine erneute Niederlage ihr nicht wehtun würde. Während Bernie Sanders redete, als stünde sein Sieg kurz bevor. Clintons Erfolg war mit 52,5 Prozent zwar knapp, aber auf diese Weise deutlicher als gedacht. In South Carolina, wo sie bereits vorher Favorit war, hat sie Sanders nun mit 73,5 Prozent der Stimmen hinweggefegt. Die Basis dieses Erfolges waren die schwarzen Wähler, unter denen sie sogar 86 Prozent der Stimmen erreichte. Dies alles lässt bei vielen starke Zweifel daran aufkommen, ob Sanders über die nötige Unterstützung verfügt, um diese Vorwahlen oder gar die Präsidentschaftswahlen für sich zu entscheiden. Hillary Clinton hat das Momentum.

Auch bei den Republikanern gibt es seit dieser Woche einen unangefochtenen Frontrunner: Donald Trump. Er hat, ebenso wie Hillary Clinton, eine Umfragemehrheit in den meisten der Super-Tuesday-Staaten. Trotzdem dürften sich die Reihen seiner Mitbewerber auch nach Dienstag nicht wesentlich lichten. Die Gründe dafür sind ganz individuell:

1. Marco Rubio: Er bleibt, denn er ist die größte Hoffnung des republikanischen Establishments um Trump noch zu stoppen. Zwar bleibt auch John Kasich im Rennen, doch Rubios Umfragezahlen sind in den meisten Staaten deutlich besser. Ob er jedoch in der Lage ist, tatsächlich auch Mehrheiten zu gewinnen, muss Rubio erst noch beweisen. Selbst in seinem Heimatstaat Florida, in dem jedoch erst am 15. März gewählt wird, liegt er in Umfragen deutlich hinter Trump. Dies könnte eine schwere Hypothek für ihn werden. In dieser Woche setzt er seine Hoffnungen auf ein gutes Abschneiden in Virginia.

2. Ted Cruz: Der Senator kann, anders als sein Amtskollege Rubio, auf seinen Heimatstaat zählen und bleibt deshalb im Rennen. In Texas, wo am Dienstag die meisten Delegiertenstimmen vergeben werden, liegt er in Umfragen vor Trump. Jedoch hat der Überraschungssieger von Iowa, je weiter man nach Norden kommt, deutlich schlechtere Umfragewerte. Ob er landesweit eine Mehrheit gegen Trump organisieren kann, bezweifeln viele. Nach dem Ausscheiden von Jeb Bush wurde Cruz zudem zum neuen Lieblings-Punchingball von Donald Trump, der ihm - wo er nur kann - Lügen und Schmutzige Tricks vorwirft. Seine evangelikalen Stammwähler hat ihm Trump in South Carolina auf diese Weise bereits abspenstig gemacht.

3. Ben Carson: Weshalb der ehemalige Neurochirurg mit der sanften Stimme noch im Rennen ist, erschließt sich kaum jemandem. Carson liegt in allen Vorwahlstaaten abgeschlagen auf den hinteren Plätzen. Bei keiner der bisherigen Vorwahlen konnte er zweistellige Ergebnisse erzielen und es sieht auch nicht so aus, als ob sich das am Super Tuesday ändert.

4. John Kasich: Glaubt man aktuellen Umfragen, ist der Gouverneur von Ohio der einzige republikanische Bewerber, der Hillary Clinton bei der Präsidentschaftswahl schlagen könnte. Dies dürfte ihm Mut machen, auch nach dem Super Tuesday weiterzumachen. Anders als Carson, mit dem er sich bislang die hinteren Plätze teilt, kann Kasich auf einen starken zweiten Platz in New Hampshire verweisen. Am Dienstag kann er auf gute Ergebnisse in Vermont und Massachusetts hoffen. Sie könnten ihm Rückenwind für den 15. März geben, wenn sein Heimatstaat Ohio wählt. Dort liefert er sich in den Umfragen ein Kopf an Kopf Rennen mit Trump. Kasich hat angekündigt, im Falle einer Niederlage in Ohio seine Kandidatur zu beenden.

Diese Zersplitterung des republikanischen Bewerberfeldes, da sind sich fast alle einig, spielt Donald Trump auch weiter in die Hände. Allerdings könnte es, wenn es Trump nicht gelingt, über die Hälfte aller Delegiertenstimmen für sich zu gewinnen, dazu kommen, dass die Entscheidung erst auf dem Parteitag der Republikaner fällt. Nachdem die meisten Delegierten im ersten Wahlgang verpflichtet sind, für den jeweiligen Kandidaten zu stimmen (pledged delegates), fällt diese Bindung in den weiteren Wahlgängen weg. Sollte es dazu kommen, sinken Trumps Chancen rapide. Auch dies dürfte eine Hoffnung sein, die viele Kandidaten im Rennen hält.  

tl;dr: Am Dienstag ist Super Tuesday. Danach könnte Hillary Clinton bereits als Präsidentschaftskandidatin feststehen. Bei den Republikanern dürfte das noch dauern, denn es sind zu viele Kandidaten im Rennen.