Freitag, 6. Februar 2015

Junge Union: Eine große Liebe endet

Ausriss aus der Absolut Willich, dem Magazin der JU Willich.
Seit gestern ist Schluss. Es war eine unheimlich leidenschaftliche Beziehung, aber seit gestern geht es einfach nicht mehr. Eine große Liebe endet. Denn: Gestern war der 5. Februar. Mein Geburtstag. Und da ich 35 geworden bin, ist meine Zeit in der Jungen Union definitiv zu Ende. Seit 1997, also satte 18 Jahre, war ich in der JU aktiv. Und zwar wirklich aktiv. Als Beisitzer, als stellvertretender Vorsitzender und die meiste Zeit als Geschäftsführer. In meiner Heimatstadt Willich und im Kreisverband Viersen.

In dieser Zeit wuchs die Junge Union Willich von 50 auf 400 Mitglieder. Eine tolle Zeit, die ich an entscheidender Stelle mitgestalten durfte. Eine Zeit die mir nicht nur wahnsinnigen Spaß gemacht hat, sondern die mich geprägt hat. Als Mensch bin ich in dieser Zeit gereift. Ohne JU, das ist mir klar, wäre ich heute ganz sicher nicht im Berliner Politikbetrieb tätig.

Bei der Jungen Union Willich habe ich gelernt, wie man einen Verband führt und dabei doch keinen zurücklässt. Wie man immer neue Leute einbindet und andere Meinungen ernst nimmt. Wie man aus Neulingen eine schlagkräftige und verantwortungsvolle Truppe formt. Und ich habe gelernt wie man Politik gestaltet. Wie man eigene Ideen formuliert und umsetzt, statt nur fremden Themen nachzujagen. Fast nebenbei konnte ich dabei lernen, wie man gute Texte schreibt, wie man mit Designprogrammen arbeitet und worauf Druckereien Wert legen. Alles Dinge, von denen ich noch heute zehre. Egal ob es darum geht Broschüren für den Wahlkampf, Aufnahmeflyer für die Partei oder Jahresberichte für Bundestagsabgeordnete zu erstellen. Dass ich diese Erfahrungen mit einem ganzen Haufen von tollen Leuten teilen konnte, hat dieser Zeit nochmal einen besonderen Zauber gegeben. Viele dieser Beziehungen tragen bis heute.

Am meisten Spaß hatte ich aber immer daran, Dinge auszuprobieren, die man vielleicht nie wieder in seinem Leben macht. So habe ich als Chefredakteur und Chef vom Dienst ein eigenes Mitgliedermagazin verlegt - in Hochglanz, mit beiliegender CD und mit einem Starschnitt des Bürgermeisters. Für unsere Absolut Willich haben wir damals einen bundesweiten Preis gewonnen, den uns Angela Merkel persönlich übergeben hat. Die Bilder von mir mit hochrotem Kopf und viel zu frischem Haarschnitt sind jedoch hoffentlich für immer verschollen. Wir haben eine eigene T-Shirt-Kollektion gestartet: Jung und Willich. Beim Anrather Straßenkarneval waren wir einige Jahre mit einem selbstgebauten Karnevalswagen dabei.

Und auch bei all den Dingen, die ein politischer Jugendverband normalerweise so macht, haben wir versucht es anders anzupacken - wie bei unseren regelmäßigen Veranstaltungen. Unsere Kennenlern- und Mitmachreihe Will ich kennenlernen vermisse ich richtig. Jeden Monat bei einer Willicher Institution vorbeischauen und auch selber mitmachen zu können - unbezahlbar. So sind wir unter anderem bei einer Feuerwehrübung als Statisten aus der „brennenden“ Willicher Pfarrkirche gerettet worden, haben in der Musikschule Dal Segno Schlagzeug gelernt und sind in der Halle22 von einem persönlichen Fitnesscoach so gequält worden, dass ich am Ende mit zitternden Beinen fast die Treppe runtergeflogen wäre. Mit dem juSTAR haben wir einen eigenen Preis für Jugendpolitik erfunden und verliehen. Wir haben Wahlkämpfe mit unseren Ideen aufgepeppt. Der Slogan Jupp und Juut ist so entstanden. Das Cityfest, bei dem wir 1.000 Aufkleber mit diesem Motto verteilt haben, werde ich nie vergessen. Der ganze Platz war voll mit jungen, gut gelaunten Leuten die einen der orangen Aufkleber auf der Brust trugen. An diesem Tag haben wir der CDU Willich auch öffentlich ein junges, neues Gesicht gegeben. Neun JUler haben es bei dieser Wahl in den Stadtrat geschafft.

Dabei ist die inhaltliche Arbeit nie zu kurz gekommen. Das Ende der Schiefbahner Norderschließung ging auf unser Konto, die Erstellung eines Pflegeplans für unsere Parks ebenfalls. Bei der Entwicklung unseres Sicherheitskonzepts haben wir ebenfalls viele neue Wege ausprobiert, auch wenn wir uns nicht ganz durchsetzen konnten. Daneben haben wir zahlreiche kleine Anträge eingebracht, auch mal zur wirtschaftlichen Verwertung von Sperrmüll und zur Qualität von Schulklos. Für Diskussionen haben wir auf jeden Fall immer gesorgt und alleine das ist schon viel Wert. Zugegeben: Mit dieser Ansicht standen wir ab und zu auch alleine.

Einer dem wir, zum Beispiel mit unserer Ablehnung der Norderschließung, besonders oft und gerne auf die Nerven gegangen sind, war unser damaliger Fraktionsvorsitzender Ralf-Hasso Sagner. Und trotz allem war er einer unserer größten Freunde und Förderer. Dass er selber einmal ein unbequemer JUler war, hat er nie vergessen. Ich hoffe mir geht es einmal genauso.

Meine Zeit in der Jungen Union werde ich vermissen. Und falls mich jemand fragt, ob es sich lohnt mitzumachen: Das tut es! Bring Dich ein! Und selbst wenn es die Welt nicht verändert, es verändert Dich! Danke JU!

tl;dr: Meine Zeit in der Jungen Union war fantastisch. Mitmachen lohnt sich auch heute noch!